Die skurillste Seite Wiens

Die Augustinerkirche, die Kapuzinerkirche und der Stephansdom in Wien hegen etwas Besonderes. Neben architektonischen und künstlerischen Gesichtspunkten, werden diese Kirchen auch wegen des Bestattungskults der Habsburger von zahllosen Touristen – und Wienern – aufgesucht.

In der Herzgruft der Augustinerkirche am Josephsplatz wurden in Urnen die Herzen von 54 Habsburgern bestattet.

Die Kaisergruft unter der Kapuzinerkirche am Neuen Markt birgt eine weitere Besonderheit. In je nach Rang und Epoche unterschiedlich ausgeschmückten Sarkophagen ruhen seit 1633 die Gebeine von über 140 Personen. Darunter 12 Kaiser und 17 Kaiserinnen, einschließlich Kaiser Franz Joseph I., seine Frau Elisabeth und dessen Sohn Kronprinz Rudolf. Die kaiserlichen Eingeweide wurden schließlich in der Gruft unter dem Stephansdom zur letzten Ruhe gebettet.

Der Leichenwagen der Habsburger ist in der Wagenburg des Schlosses Schönbrunn zu sehen. Die Wagenburg zeigt den noch erhaltenen Fuhrpark des kaiserlichen Hofes und ist der Schatzkammer der Wiener Hofburg eingegliedert.

Der Bestattungskult des Volkes

Kaiser Joseph II. war die Vorliebe der Wiener für eine „schöne Leich´“ stets ein Dorn im Auge. Aus Spargründen und um den sonstigen Aufwand des Volkes, Särge und ähnliches betreffend, gering zu halten, verordnete er 1785 den „Sparsarg“. Darunter ist ein wieder verwendbarer Sarg zu verstehen, durch dessen Klappe auf der Unterseite, die Toten ins Grab fallen gelassen wurden. Damals auch Fallsarg oder Gemeindesarg genannt. Die Wiener Bevölkerung lehnte des Kaisers Ansinnen strikt ab. Nach Tumulten und Protestmärschen musste der Kaiser seine Verordnung wieder zurück nehmen.

Einer dieser Sparsärge ist im Wiener Bestattungsmuseum ausgestellt. Unter beinahe 1000 Exponaten ist ein Leichenwagen aus 1876 des ersten privaten Bestattungsunternehmens „Enterprise des Pompes Funébres“ samt Sargtüchern und –verzierungen zu sehen. Hoch dekorierten Verstorbenen wurden deren Auszeichnungen auf kunstvoll gestalteten Ordenspölstern nach getragen und selbstverständlich allen Zuschauern des Leichzuges präsentiert. Ein Modell der Leichentramway bzw. –strassenbahn aus 1918 belegt, dass damit Trauergäste oder bis zu 12 Särge zum Friedhof gebracht wurden.

Wichtig war die Rettungsglocke, mit deren Hilfe wieder erwachte Scheintote auf sich aufmerksam machen konnten. Diese Erfindung wurde später zum Rettungswecker weiter entwickelt.
Originalfotos belegen, dass ein Wiener Fotograf ab dem Jahr 1854 Leichen in ihren `Kleidern im Atelier fotografierte. Fiaker brachten die Leichen dorthin und wieder zurück.
„Werkzeuge“ von Totengräbern, Urnen-, und weitere Sargmodelle sowie Kinderspielzeug runden das Thema ab.

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